Lisa-Maria Pfleiderer
Nahe an den Elementen
(13.05.2025)
Betritt man Lisa-Maria Pfleiderers Büro am Universitäts-Sportinstitut Innsbruck (USI), erkennt man schnell: Die gebürtige Telferin hat einiges vor. Neben Büchern und Unterlagen, ausgebreitet auf zwei Tischen, nehmen eine Hantelstange und Gewichte Teile des Bodens in Beschlag. Im Eck steht eine Handpan – eine Art Steel Drum. „Die kommt in der Mittagspause zum Einsatz“, erklärt sie. Egal wohin man blickt, finden sich Hinweise darauf, dass Pfleiderer nicht nur alle Hände voll zu tun hat, sondern auch eine ganze Menge unternimmt. „Wenn ich nicht hier bin, trifft man mich am ehesten am Berg“, sagt sie. „Oder dort, wo der Wind günstig weht.“
Fels, Wasser, Eis und Schnee
Sportlich war Pfleiderer schon immer – und einen Grund, sich auf eine Sportart zu beschränken, gab es für sie nie. „Im Winter stehen vor allem Skitouren auf dem Plan, auch ins Hochgebirge. Und dieses Jahr war ich zum ersten Mal Eisklettern. Das war unglaublich.“ Zudem ist sie mittlerweile staatlich geprüfte Skilehrerin und Skiführerin.
Im Sommer zieht es sie außerdem in den Süden und ans Wasser. 2019 hat Pfleiderer das Kitesurfen für sich entdeckt. „Da gibt es eine großartige und sehr internationale Community am Gardasee, meiner Kite-Base, in die ich sofort hineingewachsen und mit der ich auch viel unterwegs bin“, berichtet sie. „Wir waren schon gemeinsam in Brasilien. Und der Oman steht unter anderem als Nächstes am Plan.“
Freiheitsgefühle
So geht sie beim Sport gerne an ihre Grenzen. Das Ausloten dessen, wozu sie in der Lage ist, macht ihr Spaß. „Man wächst an Herausforderungen und lernt ständig Neues dazu. Der völlige Fokus und das Gefühl, im Moment zu sein, helfen, das Gefühl eines ‚Flows’ zu erreichen – egal ob beim Skifahren im unverspurten Tiefschnee oder beim Kitesurfen.“ Diese Nähe zu den Elementen ist mittlerweile um eine Facette reicher geworden: Vor drei Jahren hat sie das Motorradfahren für sich entdeckt und war 2024 eine Woche lang quer durch Marokko unterwegs.
Dort hat sie an sieben Tagen auf einer Royal Enfield Himalayan mehr als 1.500 Kilometer zurückgelegt. Auch dabei hat sie die unmittelbare Nähe zu dem, was sie umgibt und was sie erlebt, genossen: „Man ist der Landschaft, der Natur und nicht zuletzt der Kultur und den Leuten einfach viel, viel näher, als wenn man sich hinter einer Windschutzscheibe versteckt“, meint sie.
Forscherinnengeist
Als Senior Lecturer liegen Pfleideres Schwerpunkte beruflich in Lehre und Verwaltung. Doch sie räumt auch ihrem Forscherinnengeist Raum ein. „Bevor ich meine jetzige Stelle angetreten habe, war ich ein Jahr lang als PhD-Studentin am Institut für Sportwissenschaften tätig“, erklärt sie. Dort hat sie begonnen, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden von Sportlerinnen im Zusammenhang mit ihrem Zyklus zu erforschen. „Und von dieser wissenschaftlichen Neugierde profitiere nicht nur ich selbst, sondern auch die vielen Frauen, mit denen ich regelmäßig Sport betreibe“, ist sie überzeugt.
Auf der Bühne
Wenn sich Pfleiderer nicht sportlich verausgabt, sucht sie das Rampenlicht. Begeistert davon begann sie eine Gesangsausbildung. Heute tritt sie regelmäßig als Sängerin der Bigband der Musikschule Telfs auf, singt aber auch in Jazz Ensembles, mit RnB-Bands und mehr. „Oft jamme ich auch ganz einfach mit Freunden“, erzählt sie. Und auch die Handpan kommt regelmäßig zum Einsatz, allerdings ohne die professionelle Ausbildung. Zumindest noch.
„Singen spült den Staub von der Seele“, zitiert sie Pablo Picasso in etwas abgewandelter Form. Schlussendlich sei es zum einen die Musik und zum anderen die Familie, die ihr Ausgleich zu Job, Freizeitstress und mehr verschaffen. Mit Eltern, Bruder, Großeltern, ihrem Freund und – natürlich – dem Familienhund Zeit zu verbringen hilft ihr, zu dekomprimieren: „Singen und meine Familie, das sind die beiden Dinge, die mich erden“, erklärt sie.
(Autor: Daniel Feichtner)